Graf Szögyény an Grafen Berchtold
Telegramm Nr. 259 bis
Berlin, den 16.Juli 1914
Chiffre - Streng geheim
Erhalten Euer Exzellenz Telegramm Nr. 234 streng geheim von gestern(1).
Staatsekretär sieht vollkommen ein, daß mit der in Aussicht genommenen energischen Demarche in Belgrad bis zur Abreise des Präsidenten der französischen Republik aus Petersburg zugewartet werden müsse, bedauert jedoch ganz außerordentlich diese Verzögerung. Herr von Jagow befürchtet, daß die sympathische Zustimmung und das Interesse für diese Demarche auch in Deutschland durch diese Verzögerung abflauen wird.
Herr von Tschirschky meldet, daß Graf Tisza ihn während seines letzten Besuches in Wien aufgesucht und ihm versichert habe, daß er nunmehr seine anfänglich allerdings bestandenen Bedenken aufgegeben habe und mit einer energischen Aktion ganz einverstanden sei; übrigens habe sich Graf Tisza in seiner gestrigen im Parlament abgegebenen Erklärung ganz in diesem Sinne ausgesprochen, was ihn (Herrn von Jagow) sehr freue.
Mein italienischer Kollege zeigt sich in den letzten Tagen über die Situation höchst
beunruhigt, erblickt aber in den Nachrichten über den Urlaub des k. u. k. Kriegsministers und
Generalstabschefs ein ihm offenbar sehr erwünscht scheinendes beruhigendes Symptom.